Von Wachstum hin zu Entwicklung
Eine interessante Runde hat sich am 22. November zum Kolloquium eingefunden.
Christian Felber hat in seinem Impulsvortrag sehr anschaulich die heutige Art und Weise der Wirtschaft mit den ursprünglichen Ideen verglichen.
Die Podiumsteilnehmer diskutierten lebhaft und aus den unterschiedlichsten Perspektiven.
Wussten Sie, dass in vielen Verfassungen weltweit folgendes festgeschrieben ist:
- Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.“
(Bayrische Verfassung, Art. 151) - „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.“
(Deutsches Grundgesetz, Art. 14) - „Das Gesetz bestimmt die Wirtschaftspläne, damit die öffentliche und private Wirtschaftstätigkeit nach dem Allgemeinwohl ausgerichtet werden können.“
(Verfassung Italiens, Art. 41) - „Der gesamte Reichtum des Landes in seinen verschiedenen Formen und unbeschadet seiner Trägerschaft ist dem allgemeinen Interesse untergeordnet.“
(Verfassung Spaniens, Art. 128) - „Die wirtschaftliche Aktivität und die Privatinitiative sind frei, innerhalb der Grenzen des Gemeinwohls.“
(Verfassung Kolumbiens, Art. 333)
Der unendliche Wachstumsdruck (wozu eigentlich) lässt uns immer mehr produzieren und verbrauchen. Das geht zu Lasten der Umwelt und der Gesellschaft. Exponentielles Wachstum gibt es in der Natur nicht – wenn dann als Krebs. Und der ist meist tödlich.
Die Industrialisierung des 20. Jhrds. hat einen unglaublichen Wandel bewirkt: Nie zuvor wurde in so kurzer Zeit, trotz zweier Weltkriege, so viel Wohlstand für so viele Menschen geschaffen. Die Massenproduktion und die damit einhergehende Standardisierung ermöglichte Arbeit für viele Menschen.
Wirtschaft dient dem Gemeinwohl – wo können wir das im realen Leben noch erkennen? Es gelten ausschließliche betriebswirtschaftliche Kennzahlen, doch was sagen diese aus? Dass das Kapital wächst. Und wem nützt das?
Wir haben Mittel und Zweck verwechselt. Das Kapital wurde zum Zweck des Wirtschaftens, zum einzigen Ziel. Dabei soll es doch eigentlich ein Mittel sein, ein neutrales Zahlungsmittel für Produkte und menschliche Leistungen.
Und hier setzt die Gemeinwohl-Bilanz an: Sie misst ein Unternehmen an den Indikatoren, die für gelingende Beziehungen stehen und die dem Gemeinwohl dienen:
Wenn wir diese Indikatoren in den Mittelpunkt des Wirtschaftens stellen, kommen wir weg vom Wachstumsgedanke hin zu Entwicklung. Das heißt nicht, dass wir die Finanzbilanz vergessen sollen! Ohne Finanzen gibt es keine Wirtschaft – aber die Finanzen sind das Ergebnis.
Wir haben heute keinen „Brothunger“ mehr, dafür einen großen „Sinnhunger“.
Christian Felber erzählt von einem Ingenieur, der mit Mitte 50 gekündigt hat. Seine Begründung: Seit 15 Jahren arbeite er am Produkt „Fensterheber“. Seit 15 Jahren verbessere er ein bestehendes und doch eigentlich perfektes Produkt nur um der Verbesserung Willen. Das mache keinen Sinn mehr.
Viele Industrieunternehmen befinden sich in der größten Transformation ihrer Unternehmensgeschichte, nicht nur was die Produkte angeht. Die Mitarbeiter sind aufgefordert, agil zusammen zu arbeiten und innovativ neue Produkte und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Viele Menschen würden sich und ihre Ideen gerne mehr einbringen, fühlen sich aber im Konzern-Korsett gefangen. Die Erstellung einer Gemeinwohl-Bilanz macht Ursachen auch dafür transparent.
Wir können nicht mit Methoden und der Haltung des letzten Jahrhunderts den Herausforderungen der Zukunft begegnen. Starre, tote Standards sind schädlich und müssen erneuert werden, doch wer trägt die Lasten des Strukturwandels?
Wenn wir mit den alten Methoden und Denkweisen weitermachen, ist dann eine Entwicklung hin zu einem zukunftsfähigen Unternehmen überhaupt möglich?
Die GWÖ ist ein Beteiligungsprozess, sie funktioniert dann, wenn Sie standardisiert in den täglichen Wirtschaftsprozess integriert ist.
Warum sich nicht daran messen lassen und eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen? Jeder kann das für sich mal ausprobieren. Hier finden Sie einen „Schnelltest für Privatpersonen“ https://www.gwoe-steiermark.at/sites/angebot.php?id=17
Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare.